Der Bahnhof Aschenstedt

Bahnhof Dötlingen in AschenstedtIn Deutschland wurde schon 1835 die erste Eisenbanstrecke in Betrieb genommen- von Nürnberg nachFürth.
Erst 30 Jaher später begannen Planungen für Bahnstrecken im Raum Osnabrück-Bremen-Oldenburg. Vorübergehend wurde erwogen, die Hauptstrecke Osnabrück-Bremen über Wildshausen-Aschenstedt zu führen. (Im Jahre 1868 entschied man sich aber für die kürzere Linienführung über Diepholz- Bassum.)
In den achtizger Jahren wurden mehrere Streckenvarianten im Raum Wildeshausen erwogen. Ende der achtziger Jahre einigten sich die Politiker: Von Lohne über Vechta und Wildeshasuen sollte eine eingleisige Bahn bis Delmenhorst gebaut werden. Die kürzeste Bahnstrecke Wildeshausen -Delmenhorst wäre eine Trasse neben der heutigen B213 , die kam aber wegen der dünnen Besiedelung nicht in Frage. Man wollte die Gemeinden Dötlingen und Ganderkesee "mitnehmen", daher sollte die Strecke durch Aschenstedt und Brettorf geführt werden.

 


1890 gab der Wildeshauser Stadtrat "grünes Licht". Erst im September 1896 begannen die Bauarbeiten. In jenem Jahr waren schon 90% des für Deutschland geplanten Streckennetzes fertig gestellt worden. In weniger als zwei Jahren waren Strecken-und Bahnhofsgleise, Bahnhofsgebäude und Stellwerke vollendet, angesichts der relativ einfachen Baumaschinen eine ansehnliche Leistung. Auch ist es den Ingenieuren gelungen, die Trasse mit wenigen Kurven und Steigungen zu gestalten. Zwischen Wildeshausen und Ganderkesee z.B. gibt es nur drei Kurven, alle in der Gemeinde Dötlingen, Altona, Aschenstedt und Brettorf.
der ehemalige BahnsteigAm 1.Mai 1898war es soweit: der fahrplanmässige Zugbetrieb zwischen Lohne und Delmenhorst wurde aufgenommen. Der erste Zug von Lohne erreichte Dötlingen um 7.30Uhr, Weiterfahrt um 7.04 Uhr. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Station Dötlingen zu einem richtigen "Bahnhof mit vereinigtem Dienst."
Ein Nebengleis, ein Lade-und ein Schuppengleis, Fahrkartenverkauf, Abfertigung von Reisegpäck, Expressgut, Stückgut und Wagenladungen. Das schöne Bahnhofsgebäude hatte ein Stellwerk und eine Güterhalle. Auf dem Bahnsteig stand ein Nebengebäude, sogar mit Toiletten! Und das alles unter der strengen Führung des Bahnhofvorstehers, dem eine kleine Mannschaft zur Seite stand. Gesellschaftlicher Mittelpunkt des "Bahnhofviertels" war die Bahnhofgaststätte der Familie Rüdebusch von 1903 bis in die achtziger Jahre.
Schüler und Berufstätige pendelten nach Delmenhorst und Bremen. Am Wochenende kamen die Ausflügler mit und ohne Fahrrad. An der Ladestrasse wurden Zuckerrüben, Kartoffeln, Kunstdünger, Vieh, Kohlen und Baustoffe umgeschlagen.
Die 60-er Jahre waren der Anfang vom Ende des Bahnhofs Dötlingen. Der Vorsteher, Bundesbahnsekretär Heinrich Schnuck, wurde wegrationalisiert, das Nebengleis abgebaut, Abfertigungsbefugnisse schrittweise aufgehoben-( bis auf Wagenladungen).
Aus dem "Bahnhof" wurde eine "Haltestelle". Scheinbar folgerichtig ließ die Bundesbahan im Dezember 1973 das Bahnhofsgebäude abreißen.Das hübsche Häuschen,typische Eisenbahn-Architektur aus Kaisers Zeiten, war in den Aaugen der Bahnfunktionäre nur noch eine lästige Kostenstelle.Endstation - die Natur kehrt zurück
Der nächste schwarze Tag in der Chronik des Bahnhofs Dötlingen:
Samstag, 30. Mai 1981. Um 14.25 Uhr hielt zum letzten Mal ein planmäßiger Personenzug, der N 3286, Delmenhorst- Osnabrück. 83 Jahre nach dem 1.Mai 1898, als der erste Zug in Aschenstedt hielt.
Die Aschenstedter machten das Beste aus der Situation. Sie verwandelten den gesamten ehemaligen Bahnsteigbereich in einen schönen Mischwald.
Das endgültige "Aus" für die Haltestelle "Dötlingen" kam ebenfalls an einem 30.Mai, im Jahr 1998.
Wagenladungen, also im Wesentlichen Baustoffe der Firma Garms konnten nicht mehr zugestellt werden. Die vom Hauptgleis ins Ladegleis führende Weiche hatte ihren Geist aufgegeben. Eine Reparatur hätte angeblich eine 6-stellige Summe gekostet.
Wieder war eine Ära zu Ende gegangen. 100 Jahre Eisenbahngüterverkehr im Bahnhof Dötlingen. Am 04. November 2000 übernimmt die Firma Nordwest-Bahn den Personenzugverkehr auf unserer Strecke, mit modernen, leichten Triebwagen. Ob diese Triebwagen jemals wieder in Aschenstedt halten werden, steht in den Sternen!

Horst Ackermann

 

 

 

 

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