1890 gab der Wildeshauser Stadtrat "grünes Licht".
Erst im September 1896 begannen die Bauarbeiten. In jenem Jahr
waren schon 90% des für Deutschland geplanten Streckennetzes
fertig gestellt worden. In weniger als zwei Jahren waren Strecken-und
Bahnhofsgleise, Bahnhofsgebäude und Stellwerke vollendet,
angesichts der relativ einfachen Baumaschinen eine ansehnliche
Leistung. Auch ist es den Ingenieuren gelungen, die Trasse mit
wenigen Kurven und Steigungen zu gestalten. Zwischen Wildeshausen
und Ganderkesee z.B. gibt es nur drei Kurven, alle in der Gemeinde
Dötlingen, Altona, Aschenstedt und Brettorf.
Am
1.Mai 1898war es soweit: der fahrplanmässige Zugbetrieb zwischen
Lohne und Delmenhorst wurde aufgenommen. Der erste Zug von Lohne
erreichte Dötlingen um 7.30Uhr, Weiterfahrt um 7.04 Uhr.
In den folgenden Jahren entwickelte sich die Station Dötlingen
zu einem richtigen "Bahnhof mit vereinigtem Dienst."
Ein Nebengleis, ein Lade-und ein Schuppengleis, Fahrkartenverkauf,
Abfertigung von Reisegpäck, Expressgut, Stückgut und
Wagenladungen. Das schöne Bahnhofsgebäude hatte ein
Stellwerk und eine Güterhalle. Auf dem Bahnsteig stand ein
Nebengebäude, sogar mit Toiletten! Und das alles unter der
strengen Führung des Bahnhofvorstehers, dem eine kleine Mannschaft
zur Seite stand. Gesellschaftlicher Mittelpunkt des "Bahnhofviertels"
war die Bahnhofgaststätte der Familie Rüdebusch von
1903 bis in die achtziger Jahre.
Schüler und Berufstätige pendelten nach Delmenhorst
und Bremen. Am Wochenende kamen die Ausflügler mit und ohne
Fahrrad. An der Ladestrasse wurden Zuckerrüben, Kartoffeln,
Kunstdünger, Vieh, Kohlen und Baustoffe umgeschlagen.
Die
60-er Jahre waren der Anfang vom Ende des Bahnhofs Dötlingen.
Der Vorsteher, Bundesbahnsekretär Heinrich Schnuck, wurde
wegrationalisiert, das Nebengleis abgebaut, Abfertigungsbefugnisse
schrittweise aufgehoben-( bis auf Wagenladungen).
Aus dem "Bahnhof" wurde eine "Haltestelle".
Scheinbar folgerichtig ließ die Bundesbahan im Dezember
1973 das Bahnhofsgebäude abreißen.Das hübsche
Häuschen,typische Eisenbahn-Architektur aus Kaisers Zeiten,
war in den Aaugen der Bahnfunktionäre nur noch eine lästige
Kostenstelle.
Der
nächste schwarze Tag in der Chronik des Bahnhofs Dötlingen:
Samstag, 30. Mai 1981. Um 14.25 Uhr hielt zum letzten Mal ein
planmäßiger Personenzug, der N 3286, Delmenhorst- Osnabrück.
83 Jahre nach dem 1.Mai 1898, als der erste Zug in Aschenstedt
hielt.
Die Aschenstedter machten das Beste aus der Situation. Sie verwandelten
den gesamten ehemaligen Bahnsteigbereich in einen schönen
Mischwald.
Das
endgültige "Aus" für die Haltestelle "Dötlingen"
kam ebenfalls an einem 30.Mai, im Jahr 1998.
Wagenladungen, also im Wesentlichen Baustoffe der Firma Garms
konnten nicht mehr zugestellt werden. Die vom Hauptgleis ins Ladegleis
führende Weiche hatte ihren Geist aufgegeben. Eine Reparatur
hätte angeblich eine 6-stellige Summe gekostet.
Wieder
war eine Ära zu Ende gegangen. 100 Jahre Eisenbahngüterverkehr
im Bahnhof Dötlingen.
Am 04. November 2000 übernimmt die Firma Nordwest-Bahn den
Personenzugverkehr auf unserer Strecke, mit modernen, leichten
Triebwagen. Ob diese Triebwagen jemals wieder in Aschenstedt halten
werden, steht in den Sternen!
Horst
Ackermann
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