Die Gaststätten

Die Bahnhofsgaststätte Rüdebusch

Aschenstedt, der kleine Ort mit ehemals 3 Gaststätten:
1. Denkers Gasthaus, die Wirtschaft für Viehhandel und Stammtische
2. Cordes/Gerkens, später Wachtendorfs Gasthaus, die urige Kneipe mit den randvoll gefüllten     Kollogeschen Korn
3. die Bahnhofsgaststätte Rüdebusch, über Jahre hinweg das Gasthaus für den Bremer Ausflugverkehr nach Dötlingen von der ich ausführlicher Berichten möchte.
Kurz die Chronik der Bahnhofsgaststätte:
Gebaut und eröffnet um 1902 von Gastwirt Heinrich Rüdebusch (gestorben 1952).
Ab 1947 Hans Rüdebusch Gastwirt (gestorben 1956).
Ab 1956 Hilda Rüdebusch Gastwirtin bis zu Ihrem Tode 1992.
1993 Abriss der Bahnhofsgaststätte
Die erfolgreichen Jahre der Bahnhofsgaststätte waren die 30er und später die 70er Jahre. Es waren die Jahre in denen die Promille noch wenig bekannt, und der Trecker das Nahziel Verkehrsmittel war. Leider wurde die Gaststätte nachdem z. Weltkrieg bis ca. 1958 durch Familienstreitigkeiten
bis an den Rand des Ruins getrieben.
Bei Hilda traf sich das Landvolk zum "Erfahrungsaustausch" und oft 2 x am Tag. Es war auch die Zeit, das auf dem Bahnhof noch richtig Leben war.
Genossenschaft, Kolhoff und Wapper, Hans Ulrich, Gronefeld und Garms, sämtlicher Bedarf kam per Waggon und wurde zum größtenteil mit Muskelkraft ausgeladen. Diese Schwerstarbeit mit Schaufel Forke Sackkarre erzeugte Durst. Denn Gabelstabler oder Frontlader waren Fremdworte.
Auch die Jäger haben ihr Domiziel bei Hilda gefunden. Vor allem die Treibjagden fanden hier ihren krönenden Abschluß.

 

Und da gab es noch die Brettorfer Schützen: Einigen war das Schützenfest zu kurz und so bildete sich der "Harte Kern" der bei Hilda unter den Kastanienbäumen die ideale Gaststätte für ihre Nachfeier fand. Traditionell wurde immer mit dem Zug angereist. Als aber kein Zug mehr in Aschenstedt hielt, wurde auch schon die Notbremse in Anspruch genommen. Später hat man sich mit der Bundesbahn für einen einmaligen Halt geeinigt.
Ja und da gibt es noch die Anekdoten von dem Gastwirt Hans Rüdebusch. Eine sorgte sogar bei Radio Bremen für Aufmerksamkeit:
Hans Rüdebusch war gezwungen aus den bereits erwähnten Gründen etwas Zubrot zu verdienen. So heuerte er bei Dickmeyer an, damals noch mit der Sense den Heuschnitt zu mähen. Müde von der Arbeit, aber auch infolge des abendlichen "Korn einfahren" legte er sich zum tiefen Schlafe in der Nähe eines Hünengrabes. Derweil kam eine Schulklasse mit Ihrem Lehrer der seinen ABC Schützen die Bedeutung und Entstehung dieses Hünengrabes beibrachte. Durch den Lärm und der Ausgelassenheit der Kinder wurde Hans geweckt und erhob sich mit entsprechenden Lauten. Dies bemerkte und hörte ein aufmerksamer Schüler und rief voller Ängstlichkeit: "Herr Lehrer, Herr Lehrer, seht einer der alten Germanen steht wieder auf!"

Holdreich Schachtschneider


Gaststätte Denker

Denker`s GaststätteBis Anfang der 90er Jahre gab es in "Alt Aschenstedt" drei Gaststätten: die Bahnhofsgaststätte (Familie Rüdebusch), die Wirtschaft Wildeshauser Straße/Ecke Zum Sande (Familien Cordes/Geerken/ Wachtendorf/Müller) und Denkers Gaststätte (Wildeshauser Straße/Ecke Iserloyer Straße). Eigentümer und Betreiber der Bahnhofswirtschaft war immer die Familie Rüdebusch (1903 1993); in den anderen Gaststätten gab es jeweils mehrere Pächter.
Das Gebäude der späteren Gaststätte Denker wurde um die Jahrhundertwende auf einer Fläche des Landwirts Meyer/Lange Wand erbaut. Der erste Gastwirt war Johann Stolle. Später übernahm Dierk Munderloh die Gaststätte und baute einen Saal an, den ersten und einzigen in Aschenstedt.
im Jahre 1920 verkaufte Dierk Munderloh das Haus an die Eheleute Georg und Katharina Denker, die ihren Hof in Simmerhausen aufgegeben hatten.
Georg Denkers Gaststätte entwickelte sich zum gesellschaftlichen Mittelpunkt in Aschenstedt. Georg Denker war auch maßgeblich an der Gründung des Turnvereins und des Gesangvereins beteiligt.
In den 50er Jahren wurde die Gaststätte an Friedel Kläner verpachtet, der sie auch nach dem Tode Georg Denkers weiter betrieb. Eigentümer wurde der Sohn Heinrich Denker. Nach dessen Tod im Jahre 1972 ging die Gaststätte in den Besitz der Erbengemeinschaft über.
Weitere Pächter (die Aufzählung ist nicht vollständig): Fred Steinberg, Heinrich Ahrens, Harald Denker, Doris Wemken. Die Gaststätte hatte im Laufe der Jahrzehnte auch mehrere Namen: "Denkers Gaststätte", "Zur Ecke", "Lindeneck".
Egon Denker richtete auf dem Grundstück einen eigenen Betrieb ein, und zwar einen Autohandel mit Werkstatt sowie eine Tankstelle.
Der Saal wurde im Laufe der Jahrzehnte (bis etwa 1970) sehr vielseitig genutzt: Für Bälle, Familienfeiern, Vereinsfeste mit Theateraufführungen, Maskenbälle, in den letzten Jahren als Diskothek. Der Gesangverein probte dort, dem Turnverein diente der Saal als Turnhalle. Nach dem Krieg fanden die "Holschenbälle" statt. In den 50er Jahren spielte die renommierte August Hinrichs Bühne aus Oldenburg ihre populären niederdeutschen Komödien. Sie waren Höhepunkte der jährlichen Bälle des Gesangvereins. In der Diskothek traten Stargäste auf: z.B. Mona Baptist, die Peheiros, Renate Kern, und man höre und staune Howard Carpendale!
Bei einem Luftangriff im Jahre 1942 wurde die Aschenstedter Schule zerstört. Die Schüler mussten zunächst in die Hockensberger Schule ausweichen. Um den Schulweg zu verkürzen, wurde der "Ausweich" Unterricht in den Jahren 1945 bis 1949 in Denkers Gaststätte erteilt. Im Clubraum bemühten sich die Lehrer Frau Margarete Döhle, Fräulein Zimmermann, Herr Jürgens und Hans Osterloh, den vereinigten Klassen 1 8 etwas beizubringen. Nach der Instandsetzung der Aschenstedter Schule Ende 1949 konnte der Unterricht dort wieder aufgenommen werden.
Von 1942 1945 diente der Saal kriegsbedingt als Möbellager der Spedition Tischkus. Es waren Möbel aus zerbombten Bremer Wohnungen. Anschließend war der Saal für ein halbes Jahr Behelfsunterkunft für 60 Flüchtlinge aus Schlesien.
Von den 20ern bis in die 50er Jahre wurde auf dem Bahnhof Vieh gehandelt, umgeschlagen und (bis in die 40er Jahre) mit der Bahn abtransportiert.
Der Wirt in Denkers Gaststätte hatte dabei eine wichtige Funktion: Er bediente die Waage an der Viehrampe und rechnete zwischen Bauern und Viehhändlern ab. Als die Waage ihren Geist aufgab, wurde der Viehhandel zur Dötlinger Mühle verlegt.
Im Jahre 1993 wurde die Gaststätte geschlossen, im selben Jahr wie die Bahnhofsgaststätte. Seit 1998 (Schließung des Aschenstedter Cafes) gibt es in Aschenstedt abgesehen von der Aschenbecker Kate keine Gaststätten mehr.

Horst Ackermann


Gaststätte "Cordes Anna"

Das Haus Wildeshauser Straße 12 (Ecke "Zum Sande") ist die älteste Gaststätte Aschenstedts. Soweit die Erinnerung zurückreicht, hieß sie im Volksmund immer "Cordes Anna".
Das Baujahr des Hauses ist nicht überliefert; es ist irgendwann im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts errichtet worden. Es war von Anfang an Bauernhaus und Gaststätte. Der erste Wirt (und Landwirt) war Johann Heinrich Cordes mit seiner Frau Anna. Die zum Hof gehörenden Felder waren nach heutigen Maßstäben klein, aber über ganz Aschenstedt verstreut: Wildeshauser Straße, Aschenstedter Straße, Zum Sande, In den Bergen, am Bahndamm. Landwirtschaft und Gaststätte konnten aber da mals durchaus eine Familie ernähren. Im 19. Jahrhundert war die Gaststätte zeitweise eine Art Mautstation für die Wildeshauser Straße. Fuhrwerke mussten an einer Schranke anhalten, der Wirt kassierte eine Gebühr für die Straßenbenutzung.
Die Tochter der Eheleute Cordes, Anna, heiratete am 7.5.1908 Wilhelm Wachtendorf, Sohn des Landwirts Cord Hinrich Wachtendorf aus Dötlingen. Anna und Wilhelm übernahmen später Hof und Gastwirtschaft. Sie hatten zwei Kinder: Heinrich und Alma. Wilhelm Wachtendorf fiel im 1. Weltkrieg. Witwe Anna Wachtendorf heiratete am 8.7.1921 den Landwirt Johann Gerken aus Aschenstedt (das einzige Kind aus dieser Ehe fiel im z. Weltkrieg). Johann Gerken starb im Jahre 1966. Im selben Jahr wurde das Haus umgebaut. Der Sohn aus Anna Wachtendorfs erster Ehe, Heinrich, und dessen Frau Frieda übernahmen die Gastwirtschaft.
Heinrich war als junger Mann ein begeisterter Motorradfahrer. Gerd Nordbrock nannte ihn einmal "Bernd Rosemeyer"(nach einem damals sehr populären Rennfahrer). Dieser Spitzname war sehr erfolgreich: Heinrich Wachtendorf hieß bald nur noch "Rosemeyer".
1972 starb Heinrich Wachtendorf, 1974 verunglückte Sohn Willy tödlich. Frieda starb 1978. Willys Schwester Marga Müller wurde Eigentümerin. Ihr Mann Walter betrieb die Landwirtschaft weiter, die Gaststätte wurde verpachtet. Die Pächter wechselten des öfteren: Eheleute Frense, Ulrich Lipke, Julia Simon mit Friedrich Schmidt, Eheleute Lindemann und Eheleute Kattau. Julia Simon richtete zusätzlich einen Kiosk ein. Die Pächter Lindemann und Kattau betrieben neben dem Kiosk nur noch ein Cafe. Ende 1998 wurden Cafe und Kiosk geschlossen.
Die Gastwirtschaft hatte keinen Saal und keine Feinschmecker Küche. Sie war die gemütliche Schluck und Bierkneipe, evtl. mit kleinem Imbiss. Der Clubraum wurde gern von den Jägern und dem Kartenclub genutzt, Vereine hielten ihre Versammlungen ab, Familienfeste wurden gefeiert, und regelmäßig war die Gaststätte Wahllokal. In den 30er und 40er Jahren bot das Wirtshaus eine weitere Attraktion: Eine "Freiluft" Kegelbahn, die auf der "Schweineweide" an der Wildeshauser Straße eingerichtet war!
Gerne besuchten die Aschenstedter in den 50er und 60er Jahren auch die Konzerte am Himmelfahrtstag im Biergarten. Blaskapellen benachbarter Vereine unterhielten die fröhlichen Zecher, und nicht selten griff Heinrich Wachtendorf persönlich zum Taktstock.
Jetzt gibt es in der Aschenstedter Ortsmitte keine Gaststätten mehr.
Vielleicht findet sich aber für "Cordes Anna" doch noch ein Pächter, der die lange Tradition dieser Wirtschaft fortsetzt!

Horst Ackermann

 

 

 

 

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